Professor Zamorra (4)
Der Stierdämon (Teil 4 von 4)




Inhalt:
Die Ereignisse spitzen sich zu - in Cluanie greift der Ssacah-Kult um sich und Nicole Duval befindet sich in der Hand Torre Gerrets! Und dann erscheint plötzlich noch ein weiteres, mächtiges Wesen, um in das Geschehen einzugreifen: Der Stierdämon...!

Story:
„TKKG im Gruselformat“ geht in die vierte Runde. TKKG? Ja, dieser Vergleich kommt einem hier relativ schnell in den Sinn, denn es gibt jede Menge Handlungsstränge, die alle irgendwie irgendwas miteinander zu tun haben und mittendrin steht der vermeidliche Held der Serie und macht eine eher schwache Figur. 40 Tracks und eine Spielzeit von knapp 74 Minuten, das macht nach Adam Ries nicht mal 2 Minuten pro Track bzw. Szene. Was bei den „Dorian Hunter“-Hörspielen grandios gelingt, funktioniert hier nahezu gar nicht. Jede neue Szene bedeutet einen Wechsel zu einem anderen Handlungsstrang und dementsprechend wird der Fluss der Handlung permanent unterbrochen. Da ist man eben noch bei Merlin und seiner Tochter und im nächsten Moment kümmert man sich wieder um den Stierdämon, doch auch der der böse Vampir (ohne Schwert) giert nach Beachtung und das Geschehen um Torre Gerret und Zamorra will auch zu Ende geführt werden. Wer beim Lesen dieser Zeilen nun denkt: WAS?!, der liegt ziemlich richtig, den Spaß macht das Hören dieser kunterbunten Mixtur nur sehr bedingt. Mein größtes Problem bei der Angelegenheit bleibt der Umstand, dass Zamorra gar nicht wie der Held dieser Serie wirkt. Nicht falsch verstehen: Der „Held der Serie“ muss nicht permanent Heldentaten vollbringen, aber er sollte in meinen Ohren der Motor der Geschichte sein, die Figur, die das Geschehen voranbringt. Zamorra steht hier meistens nur daneben und guckt zu. Der Einstieg in den Vierteiler war schon nicht besonders gelungen. Zwar konnte man mit Teil 2 etwas Land wieder gut machen, doch mit den Teilen 3 und 4 geht es genau zu dem Punkt hin zurück, wo es begann. Das Geschehen rauscht am Hörer vorbei, ohne dass großartige Bindung entstehen würde. Es mag an der Vorlage liegen, doch für das Hörspiel hätte man die Handlung straffen sollen um sie interessant zu halten. Vielleicht hätte man die Teile 3 und 4 gar komplett zu einer Folge zusammenschreiben sollen. Rein inhaltlich bleibt ein recht enttäuschender Eindruck.

Sprecher:
Nicht nur innerhalb der Handlung wirkt Zamorra eher selten wie der Held der Serie, sondern auch bei den Sprechern bleibt seine Figur (gesprochen von Gerhart Hinze) ziemlich blass. An sich spielt Hinze schon gut, doch seiner Stimme fehlt für meinen Geschmack der letzte Funke, den ich von einem Protagonisten erwarte. Es fällt deutlich auf, wenn er sich im Dialog mit Hennes Bender befindet und von diesem nahezu an die Wand gespielt wird. Auch der große Gegner in Form von Reent Reins (als Torre Gerret) hat rein stimmlich gesehen wesentlich mehr Profil. Vielleicht kann die Regie in Zukunft noch etwas mehr aus Hinze herauskitzeln, denn ein Protagonist, der eher wie ein Statist wirkt ist kein gutes Zeichen. Ansonsten gibt es nicht besonders viel Anlass zur Kritik die Sprecher betreffend. Allesamt erledigen ihren Job überaus souverän und können überzeugen, wobei lediglich Erzähler Henry König hier und da noch ein wenig mehr gebremst werden könnte. Seine „Marktschreier“-Performance der ersten Folge wurde zum Glück ad acta gelegt, aber dennoch übertreibt der Gute es für meinen Geschmack immer mal wieder ein wenig. Wie dem auch sei … insgesamt kann man mit den Sprechern größtenteils zufrieden sein.

Musik und Effekte:
Wie schon bei Folge 3, so hat man auch hier die eher chillig anmutenden Melodien im Schrank gelassen und lässt lieber die düster anmutenden Klänge auf die Hörerschaft los. Dieser Umstand ist überaus erfreulich, denn im Rahmen dieser Serie wirkten diese chilligen Musikstücke doch oftmals arg deplaziert, weil nicht selten die eher düstere Stimmung zerstört wurde. Leider bleibt man dafür auf der Seite der Effekte immer noch sehr zurückhaltend. Man kann sich kaum des Eindruckes erwehren, dass hier nur die aller nötigsten Sounds eingemischt wurden. Hierdurch wirken nicht wenige Szenen erschreckend „leer“, denn egal wo man sich gerade befindet irgendwas sollte man eigentlich immer im Background hören können. In einigen Szenen beweist man auch, dass man durchaus ein Händchen für Sounds hat, denn die Konfrontation Stierdämon und Vampir hat schon ihre „splatteringen“ Momente. Dennoch … insgesamt bleibt ein etwas schwachbrünstiger Eindruck seitens der Untermalung mit Geräuschen, so dass dieser Punkt in Summe nur noch als solide durchgeht. Schade, denn hier wäre mehr drin gewesen.

Fazit:
Ich kann mich noch gut erinnern, dass sich viele Leute eine Hörspiel-Adaption von „Professor Zamorra“ gewünscht haben. Doch nach dem Genuss dieses Vierteilers frage ich mich wieso. Die erste Frage meinerseits ist, wieso das Ganze überhaupt ein Vierteiler ist. Es gibt zwar jede Menge verschiedene Handlungsstränge, doch die Verbindung zwischen allen ist stellenweise arg dünn. Nicht selten spielt Zamorra im Geschehen kaum eine Rolle und somit kommt einem schnell der Vergleich mit TKKG in den Sinn. Die zweite Frage meinerseits ist, wieso man das Geschehen für die Hörspiel-Umsetzung nicht ein wenig modifiziert hat. Gerade die „Dorian Hunter“-Serie zeigt, wie man aus Trash in Reinkultur spannende, fesselnde und unglaublich moderne Hörspiele schaffen kann. Leider hapert es nicht nur bei der Geschichte, sondern auch bei der technischen Seite schleichen sich einige Fragwürdigkeiten ein, wie etwa der Umstand, dass eine Vielzahl von Szenen sehr „leer“ klingt. Was letzten Endes auch störend wirkt ist der Umstand, dass es Gerhart Hinze nicht recht gelingen will Zamorra zu einem erinnernswerten Charakter zu machen. Letzten Endes ist man mit Folge 4 wieder auf einem ähnlichen Level angekommen wie mit Folge 1. Hier passiert zwar wesentlich mehr, aber spannender wird die Angelegenheit dadurch leider auch nicht. Beinharte Fans der Romanserie können hier wohl auf ihre Kosten kommen, doch wer auf der Suche nach spannender Grusel- und/oder Mystery-Unterhaltung ist, der ist bei „Dorian Hunter“, „John Sinclair“ oder auch bei „Tony Ballard“ für meine Begriffe wesentlich besser aufgehoben. Alles in allem eine sehr durchschnittliche Produktion.



lord gösel