Schattensaiten (8) und (9)
See der verlorenen Seelen 1 und 2




Inhalt:
Plötzlich und wie aus dem Nichts ertönt lautes Gebell. Anne schreckt aus dem Schlaf auf: Was ist das? Ein Mann....er läuft den Waldrand entlang, gehetzt von einer Hundemeute. Doch vor wem ist er auf der Flucht? Und warum? Vielleicht hat es mit der Liste zu tun, die er bei sich trägt. Eine Liste, auf der die Namen von Anne, Daniel, Christian und Claudia stehen. Und noch ein Name: Schedoni.

Einladend tanzen die Sonnenstrahlen auf der glänzenden Wasseroberfläche des Sees. Doch wer hineinblickt, ist verloren: Seine Seele wird unwiderruflich in die dunkle Tiefe gerissen. Daniel holt tief Luft und schreitet langsam in das Wasser. Mühsam kämpft er sich durch die eiskalten Fluten. Luft....er bekommt keine Luft. Er darf sich seine Angst nicht anmerken lassen. Schließlich gibt es nur diesen einzigen Weg aus der Gefahr. Und es ist auch die einzige Möglichkeit, das Geheimnis seiner Person zu entschlüsseln. Denn die Lösung liegt auf dem Grund des Sees....des Sees der verlorenen Seelen.

Story:
Nach einer Pause von drei Jahren geht mit den Schattensaiten endlich weiter. Als besonderes Schmankerl erwartet den Hörer diesmal direkt ein Zweiteiler, der vermutlich auch das Ende um das ganze Geschehen rund um Rhangnarva und Schedoni darstellt. Allerdings konnte mich dieser Abschluss der Ereignisse nicht wirklich überzeugen und dafür gibt es mehrere Gründe: Zum einen kann in meinen Ohren die Spannung nicht über die volle Spielzeit von 100 Minuten aufrecht erhalten werden: Es gibt prinzipiell eine Aufteilung in zwei Handlungsstränge. Der eine beschäftigt sich mit Daniel und der andere mit seinen Freunden. Anfang ist der ständige Wechsel zwischen diesen Handlungssträngen noch interessant, doch gegen Ende baut grade die Handlung rund um die Flucht von Daniels Freunden merklich ab und lässt den letzten Pepp vermissen. Man verliert sich leider oftmals in Dialogen in denen zurückliegende Ereignisse nochmals aufgegriffen werden und hier offenbart sich ein weiteres Problem: Man will dem Hörer hier eine tolle Geschichte bieten, die auch epische Ausmaße annehmen soll, doch leider fehlt dafür der Handlung der nötige Tiefgang. Daniel vollbringt als Held wahrlich großes, doch es wirkt einfach nicht so wie es wirken müsste. Die Ideen hinter der Geschichte wissen wirklich zu gefallen und erinnern mich eine Art Mischung aus Michael Endes Unendlicher Geschichte und Philip Pullmans Serie "His Dark Materials", doch die Umsetzung verfehlt leider ihre Wirkung. Die höhere Spielzeit bietet jedenfalls nicht den gewünschten Effekt und somit kann ich insgesamt hier nur von der bisher schwächsten Episode der Serie sprechen. Fans (zu denen auch ich mich zähle) werden sicherlich wissen wollen wie die Geschichte ausgeht, doch nicht jeder wird begeistert sein.

Sprecher:
Drei Jahre sind eine verdammte lange Zeit, doch zum Glück hat von den Sprechern niemand etwas verlernt. Direkt vom ersten Moment an fühlt man sich wieder vertraut mit Anne, Christian, Claudia und Daniel. Das ist auf der einen Seite natürlich erfreulich, aber ebenso muss man feststellen, dass sich auch keinerlei Weiterentwicklung bei den Sprechern bemerkbar macht. Alle sind meilenweit von dilettantischem Ablesen entfernt, aber dennoch wäre hier bei dem einen oder anderen sicherlich noch etwas mehr drin gewesen. Besonders die beiden älteren Herren Werner Birk (Ahasverus) und Walter Blohn (Erzähler) fallen auf, denn hier hätte die Regie sicherlich noch mehr aus den beiden heraus kitzeln können. Vor allem Werner Birk betont seine Passagen oftmals sehr seltsam und hat auch nicht selten eine eigenartige „Rhythmik“ in seiner markanten Stimme. Wie man es auch dreht und wendet, wirkliche Totalausfälle gibt es hier nicht zu hören und wer bisher keine Probleme mit den Leistungen der Sprecher hatte, der wird auch diesmal sicherlich wieder auf seine Kosten kommen.

Musik und Effekte:
Seit Beginn hat die Serie ein sehr eigenständiges musikalisches Gesicht. Atmosphärische Klänge prägen hier das Bild und auch beim neuen Zweiteiler hat man dies beibehalten. Allerdings treffen die eingesetzten Melodien für meinen Geschmack nicht immer den richtigen Ton. Oftmals wirkt die eingespielte Musik zu fröhlich um der jeweiligen Situation gerecht zu werden. Hier und da hätte man schon etwas konsequenter die „düstere Schiene“ fahren sollen, die man ja durchaus auch drauf hat. Was mir ein wenig Kopfzerbrechen bereit ist die Abmischung, denn die verschiedenen Sprecher sind gerne mal sehr unterschiedlich laut, was beim Hören durchaus stören kann. Auch die Geräusche klingen mir an einigen Stellen ein wenig zu zahm. Es muss ja nicht wie bei Sinclair aus den Boxen dröhnen und scheppern, aber hier und da dürfte es ruhig mal ein wenig mehr krachen. Leider treten auch hier dieselben kleinen Fehler auf, die es schon seit längerem bei der Serie gibt.

Fazit:
Mit „See der verlorenen Seelen“ präsentieren Pandoras Play einen etwas drögen Zweiteiler ihrer Serie „Schattensaiten“. Auf der einen Seite wirkt das Geschehen an diversen Stellen ein wenig zu sehr gestreckt, während man auf der anderen Seite ein wenig den Tiefgang vermisst, der dazu nötig wäre, damit die Geschichte wirklich ihre angestrebte epische Wirkung erzielt. Für meinen Geschmack gab es in der Vergangenheit jedenfalls wesentlich ansprechendere Episoden innerhalb der Reihe. Was leider auch ein wenig enttäuscht ist die Tatsache, dass hier sowohl bei den Sprechern als auch bei der technischen Umsetzung „Alles beim alten“ ist. Sicherlich, schlecht war man in diesen Bereich eigentlich nie, doch der Raum nach oben wurde auch nach dreijähriger Pause nicht ausgefüllt und es gibt keinerlei Weiterentwicklung gegenüber „Die Erlkönigin“ zu bemerken. Nach der langen Wartezeit vom mehr als drei Jahren hatte ich eigentlich in allen Belangen ein wenig mehr erwartet. Das ausschlagende bleibt aber die Geschichte, denn die konnte mich von allen bisher erschienenen am wenigsten begeistern. Insgesamt bleiben somit ein durchschnittlicher Eindruck und ein Hörspiel, dass für alle Fans der Serie sicherlich seine Reize haben wird, dass man aber insgesamt betrachtet nicht unbedingt kennen muss.



lord gösel