Requiem (1)
Nacht des Schreckens




Inhalt:
Paris, 1894: Geboren aus der Dekadenz des fin de siècle, erhebt sich ein unvergleichliches Wesen aus den Schatten. Ein Geschöpf von wollüstiger Schönheit und Anmut. Schamlos und verdorben. Eingehüllt in ein Gespinst dunkler Versprechen folgt es dem Geruch seiner Opfer durch die Nacht. Dem atemlosen Lustrausch ihrer Venen. Angelockt vom Ruf ihres willigen Blutes. Besessen von einem einzigen Ziel...

Sie glaubten es längst tot. - Doch es ist eben erst erwacht.

Story:
Mittlerweile weiß man, dass es von Requiem zumindest noch einen weiteren Teil geben wird. Bei der Veröffentlichung anno 2007 sah die Sachlage noch etwas anders aus. Man mag sich nun fragen, ob diese Tatsache einen Einfluss auf die Bewertung hat und hierzu muss ich klar JA sagen. Wenn man nämlich weiß, dass es in irgendeiner Form noch mit der Geschichte und den Figuren weitergehen soll, dann schneidet diese Produktion zumindest von der Geschichte her ein Stück besser ab. Dennoch ist „Requiem – Nacht des Schreckens“ ein ganzen Stück davon entfernt eine unterhaltsame Geschichte zu erzählen. Viel zu verworren wirken manche Szenen und nicht selten fragt man sich als Hörer nach der Relevanz von einigen stattfindenden Dialogen. Obwohl Ascan von Bargen sich mit knapp 60 Minuten noch relativ kurz gefasst hat, wirkt die Handlung oftmals irgendwie in die Länge gezogen. Was darüber hinaus als ein wenig störend empfunden werden kann, ist die Ausdrucksweise im Hörspiel. Damit beziehe ich mich allerdings primär auf diverse Sätze des Erzählers, die gerne ein wenig zu „blumig“ ausfallen und dadurch diverse Male ihre „bedrohlichen“ Absichten verfehlen. Insgesamt betrachtet fehlt es bei der Handlung ein wenig an Fleisch: Alles schwebt zur sehr im Raum und auch die Aussicht auf Fortsetzung und Klärung diverser offener Fragen kann Requiem nicht vor einem durchschnittlichen Eindruck die Geschichte betreffend retten.

Sprecher:
Die Sprecherliste ließt sich ohne Frage richtig gut und im Großen und Ganzen können die agierenden Sprecher auch wirklich überzeugen. Den größten Part hat ohne Frage Christian Rode als Dr. Joaquin Ferrier. Genau diese Figur ist es auch, die dem Hörspiel so einige kleine Probleme beschert, wobei es weniger die Figur an sich, sondern viel mehr die Aussprache des Namens ist. Mehr als drei Varianten von „Joaquin“ finden sich in der knappen Stunde Spielzeit und in diesem Punkt hätte die Regie ganz klar besser achtgeben müssen. Sicherlich ist es nicht leicht einen französischen Namen korrekt auszusprechen, aber genau hierfür sollte es ja (unter anderem) auch die Regie geben. Ansonsten gibt es nicht viel, was man an den Sprechern kritisieren könnte. Leute wie Gernot Endemann, Daniela Hoffmann, Christiane Pappert, Rolf Jülich oder Wolfgang Bahro (erfreulicherweise mal nicht als Kind) können problemlos halten, was ihre Namen versprechen.

Musik und Effekte:
In diesem Bereich arbeitet man eher sporadisch. Bei den Effekten mag das fraglos an der Zeit liegen in der das Hörspiel spielt. Anno 1894 musste man eben noch keine von Verkehr verstopften Straßen hören können. Dennoch gelangt das an die Ohren des Hörers, was essentiell wichtig ist und drauf kommt es an. Auch die Musik spielt keine tragende Rolle in diesem Hörspiel. Zwischen den Szenen verwendet man einige klassische anmutende Stücke und zur Verstärkung von dramatischen Momenten setzt an diversen Stellen eine Art Tusch ein. Der ganze große Wurf wird somit auf der technischen Seite nicht geboten, aber was man zu hören bekommt geht als überaus solide, wenn auch nicht überragend durch.

Fazit:
Ascan von Bargen legt mit „Requiem – Nacht des Schreckens“ ein recht durchschnittliches Hörspiel vor. Auch das Wissen, dass es mit der Handlung weiter geht, lässt die Geschichte in keinem wirklich guten Licht erstrahlen. Vieles wirkt ein wenig wirr und trotz der Spielzeit von knapp 60 Minuten erscheint das Hörspiel an einigen Stellen gestreckt. Man fährt zwar bei den Sprechern eine tolle Besetzungsliste auf, die mit bekannten Namen nicht geizt, aber dennoch schleichen sich wieder die verschiedenen Aussprachen von Namen ein, die bei einer Produktion aus dem Hause maritim leider fast schon dazu gehören. Die technische Umsetzung des Ganzen erweist sich zwar als solide, aber hier wäre sicherlich noch ein wenig mehr drin gewesen. Alles in allem liegt hier ein Hörspiel vor, dass Freunde des Gruselgenres ruhig mal ausprobieren können. Die „normalen“ Hörspielbekloppten müssen dieses Hörspiel aus meiner Sicht jedenfalls nicht zwingend kennen. Kann man hören, muss man aber nicht kennen, ergo durchschnittliche Produktion.



lord gösel