Mitschnitt (4)
Séance




Inhalt:
Weihnachtszeit am Bodensee: die Schüler und Lehrer des Internats Schloss Güstrow sind fast vollständig ausgeflogen, nur drei Teenager bleiben über die Feiertage im Internat. Aus Langeweile wollen sie im Keller eine Séance, eine spiritistische Sitzung, abhalten. Damit sie ihre "Erfolge" später auch beweisen können, nehmen sie das Geschehen auf. Diese Tonspur bleibt einziger Zeuge eines grauenvollen Abends, den nicht alle überleben werden.

Story:
Die Reihe mit den vermeintlich authentischen Tondokumenten präsentiert der hungrigen Hörerschaft mit „Séance“ endlich die 4. Folge. Nach 2 Folgen, die noch recht bodenständig waren, kehrt man nun wieder in Gefilde zurück, in denen man schon mit „Haus am See“ wilderte, soll heißen: Hier kommt durchaus auch mal ein übernatürliches Element ins Spiel. Hierzu kann man nun geteilter Meinung sein. Ich persönlich mag schon unheimliche und mysteriöse Geschichte, muss aber auch eingestehen, dass der Ansatz und gerade auch der Verlauf der Handlung ein wenig entgegen der Behauptung der authentischen Tondokumente läuft. Wie dem auch sein, die Frage die sich stellt ist ja mehr der Unterhaltungswert und der ist mal wieder recht hoch. Natürlich muss man zugeben, dass die Geschichte nicht besonders viel Tiefgang hat, oder über brillant gezeichnete Charaktere verfügt. Wie alle Folgen zuvor bezieht auch „Séance“ ihre Stärke aus eben der Illusion, dass das Gehörte echt ist und angeblich wirklich geschehen sein soll. Man geizt nicht mit unheimlichen Momenten und es dürften sich diverse Gänsehäute auf den Rücken der Hörer zeigen. Natürlich endet die Geschichte auch alles andere als glücklich und am Ende sitzt man schon da und muss erstmal kräftig durchatmen. Hier wurde für meine Begriffe jedenfalls wieder feine Arbeit geleistet und die Idee spielt geschickt mit Ängsten die wohl fast jeder kennen dürfte. Wer sich mit dem Umstand arrangieren kann, dass es eben mal etwas „unrealistischer“ zugeht und die Serie an sich mag, der wird auch hier wieder genau das geboten bekommen was er erwartet: Eine knappe Stunde Nervenkitzel!

Sprecher:
sich: Die beiden weiblichen Sprecher lassen sich für meine Begriffe etwas schwer auseinander halten. Mit fortgeschrittener Spielzeit, wenn die Beziehungen klarer sind, wird dies natürlich leichter, aber ich hätte mir schon unterschiedlichere Stimmen gewünscht. Weiterhin greift man auch nicht auf Stimmen zurück, die man eh an jeder Ecke hört, so dass man eben nicht nach 5 Minuten denkt: Ach, dass ist doch Karl Müller der immer Carl Miller synchronisiert. Gottlob können die Sprecher durch ihre Leistungen überzeugen, denn dies ist auch eines der Elemente von denen die Serie sehr stark lebt. Obwohl die Protagonisten Jugendliche sind, klingt die Sprache nicht derart trendy wie es bei „Haus am See“ der Fall war. Das Konzept geht hier erneut auf, denn zu keiner Sekunde würde man als Hörer daran zweifeln, dass die Sprecher wirklich erleben, was sie von sich geben. Kompliment an die Regie … ach nee, das ist ja alles echt ;)

Musik und Effekte:
Musik gibt es keine. Wozu auch? Wenn drei Jugendliche im Keller eine Séance abhalten werden die wohl kaum ihren Ghetto-Blaster dabei haben. Dafür ist das Team von floff bei der Untermalung mit Geräuschen umso gefragter. Seine Hausaufgaben hat man ganz ohne Frage gemacht, denn es klingt einfach alles absolut echt. Nicht selten knallt es mal so richtig aus den Boxen und man zuckt zusammen, was aber auch so sein muss, denn schließlich sind bestimmte Geräusche einfach wesentlich lauter als das gesprochene Wort. Ein wenig getrickst hat man im letzten Drittel der Geschichte mit der Stimme einer der Hauptfiguren. Der Effekt ist simpel, aber absolut effektiv und sorgt für eine wohlige Gänsehaut. Hier brennt jedenfalls nichts ein, die Illusion ist quasi perfekt und vor der Leistung kann man nur den Hut ziehen.

Fazit:
Mich konnte die vierte Episode der Reihe „Mitschnitt“ wirklich begeistern, aber ich bin mir sicher, dass es doch einige Diskussionen um diese Folge geben wird. Das „Problem“ ist eben der Umstand, dass man hier wieder einem übernatürlichen Element Einzug in die Handlung gewährt. Zwar geschah dies in gewisser Weise bereits in Folge 1, doch hier ist es eben ein elementarer Bestandteil der Geschichte und insofern wird die Behauptung der authentischen Tondokumente ein wenig ad absurdum geführt. Kann man sich aber darauf einlassen, so wird man in den knapp 60 Minuten sehr gut unterhalten. Dreh- und Angelpunkt ist hierbei natürlich die Illusion der Echtheit. Sprecher und die technische Umsetzung schaffen es erneut die Illusion quasi perfekt zu machen. Ich habe mich insgesamt wirklich sehr gut unterhalten gefühlt und die 4. Folge gefiel mir sogar besser als die beiden zuvor. Also: Wer die Serie mag und keine Probleme mit der Vorstellung einer echten Geisterbeschwörung hat, der bekommt hier eine knappe Stunde Nervenkitzel der etwas anderen Art serviert. Klasse!



lord gösel