Mitschnitt (3)
Der Aufzug




Inhalt:
Eine ganz normale Aufzugsfahrt entwickelt sich zum Horrortrip. Die Angestellten Gina und Jürgen bleiben stecken. Gerade, als sie sich mit der Situation abgefunden haben, gerade als sie sich näher kennen lernen, wird schonungslos klar: Ein Zufall war das nicht!

Story:
„Mitschnitt“ geht mit „Der Aufzug“ in die dritte Runde und allein schon der Titel und die Inhaltsangabe dürften ausreichen um bei Leuten mit Hang zur Klaustrophobie ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend zu erwecken. Allerdings entwickelt sich das Hörspiel in eine gänzlich andere Richtung, denn um die Angst vor engen Räumen geht es gar nicht wirklich. Wie auch schon die beiden Folgen zuvor, so braucht auch „Der Aufzug“ ein wenig Zeit, bis die Handlung richtig in Gang gekommen ist und der aufmerksame Zuhörer kann schon relativ früh erahnen, in welche Richtung sich das Geschehen weiter entwickeln wird. Dennoch kommt keine Langeweile auf, denn man kann als Hörer der sich stetig zuspitzenden Situation ebenso wenig entkommen wie die beiden Protagonisten. Zum Ende hin wird es dann auch richtig böse und Leuten mit schwachen Nerven dürfte der eine oder andere Moment dieses „Horrortrips“ wohl doch eine Spur zu heftig sein. Erwähnenswert ist noch der Umstand, dass die rund 67 Minuten des Hörspiels in Echtzeit ablaufen, so dass man mehr denn je das Gefühl hat einem „echten“ Mitschnitt zu lauschen. Sicherlich kann man sagen, dass die eigentliche Handlung schon etwas dünn ist, aber dennoch ist das Gebotene eine äußerst intensive Erfahrung, die auf erfreulich andere Art Gänsehaut erzeugt.

Sprecher:
Um den Schein des authentischen Tondokuments zu wahren, wird erneut auf Angaben zu den Sprechern verzichtet. Insgesamt erreichen hier vier Stimmen das Ohr des Hörers, wobei zwei dieser Rollen (Aufzug-Durchsage und Mann) wohl nur als „Mini-Rollen“ bezeichnet werden können. Die Hauptarbeit liegt also bei „Jürgen“ und „Gina“ und als Hörer sollte man sich auf einiges gefasst machen, denn die beiden Akteure gehen mit ihren Rollen richtig gut mit und man könnte wirklich glauben, dass es sich um eine authentische Aufnahme handelt. Überaus erfreulich ist erneut der Umstand, dass die Rollen nicht mit Sprechern besetzt wurden, die man ständig im Hörspiel- oder Synchronbereich zu hören bekommt, denn dies würde die Illusion von der die Reihe „Mitschnitt“ lebt ja direkt zerstören. In diesem Punkt kann ich nur sagen: Daumen rauf!

Musik und Effekte:
Auch bei der technischen Umsetzung gibt man sich sehr viel Mühe um das Hörspiel so echt wie nur möglich wirken zu lassen. So wirkt die Tonqualität natürlich diverse mal schlecht und unausgeglichen. Wenn hier also der Fahrstuhl mal ein kleines Stück abstürzt, oder einer der Protagonisten richtig laut brüllt, so hört sich die Aufnahme passender Weise auch gerne übersteuert an. Rein von dieser Seite her kommt eigentlich kein Zweifel daran auf, dass man dem versprochenen authentischen Tondokument lauscht. Der völlige Verzicht auf Musik unterstreicht diesen Eindruck zusätzlich, denn wo sollte am Freitagabend in einem Fahrstuhl schon Musik zu hören sein? Musik ist aber auch gar nicht von Nöten, denn die bedrohliche Atmosphäre ergibt sich allein aus der Ausgangssituation und der geschickten technischen Umsetzung. Sicherlich ist es eine sehr gewöhnungsbedürftige Art der Umsetzung, aber im Zuge der Serie könnte es passender kaum sein.

Fazit:
„Mitschnitt“ bleibt eine der innovativsten Hörspielserien der letzten Jahre und auch mit der dritten Folge „Der Aufzug“ kann man den selbst auferlegten Standard halten. Man kann zwar sagen, dass die eigentliche Geschichte des Hörspiels nicht besonders viel hergibt, aber es geht hierbei viel mehr um diese ungewöhnliche Art der Umsetzung, die der Hörerschaft quasi permanent eine Gänsehaut und ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend beschert. Die Sprecher erledigen einen tollen Job und durch diverse kleine Verhaspler und Versprecher wirkt die ganze Angelegenheit noch realer. Größter Pluspunkt ist aber ohne Frage die technische Umsetzung, denn die bewusst auf schlecht getrimmte Tonqualität sorgt in Kombination mit den öfter überlauten Sounds dafür, dass man sich völlig der Illusion hingeben kann einem Tondokument aus den Archiven der Polizei zu lauschen. Wer das Konzept der Serie mag, der bekommt auch hier wieder seine Vollbedienung und ich kann nur sagen, dass das Hören zwar keinen Spaß macht, es aber ohne Frage eine ungewöhnliche Erfahrung darstellt, der man sich als Hörspielfans unbedingt hingeben sollte. TOP!



lord gösel