Interview mit Michael Wagener
und Stephan Karl von Blaupo Hörspiel GbR



Stephan Karl und Michael Wagener
Hörspielmaniac:
Hallo Ihr beiden. Stellt euch zu Beginn doch erst mal kurz vor.

Michael:
Hallo! Wir sind Stephan Karl und Michael Wagener und zusammen sind wir die Blaupo Hörspiel GbR. Wir sind von Beruf Atem-, Sprech- und Stimmlehrer. Die Mimi-Serie resultiert direkt aus den Erfahrungen, die wir in der Kindersprachtherapie gesammelt haben. Sie schliesst sozusagen eine Lücke im therapeutischen Alltag. Da ich mein Brot schon seit vielen Jahren als professioneller Musiker verdiene und ein eigenes Tonstudio betreibe, und Stephan schon ewig als Dramaturg und Schauspieler agiert, war der Weg zum Hörspiel Mimi Blaupo für uns nicht weit.

Hörspielmaniac: Blaupo Hörspiel GbR ist genau das Stichwort für die nächste Frage: Wie kommt man auf die Idee ein Hörspiellabel aus der Traufe zu heben? Ist es die Hoffnung vielleicht mal ein paar Euro zu verdienen und vielleicht gar mal davon leben zu können (das eine Extrem), einfach die Erfüllung eines Kindheitstraumes (das andere Extrem), vielleicht ein bisschen von beidem oder doch etwas ganz anderes?

Michael:
Naja, ehrlich gesagt ist das ganze aus einer Bierlaune heraus entstanden. Stephan, das musst du erzählen.

Stephan: Das Wort Bierlaune sagt ja schon sehr viel – obwohl es eigentlich nicht „bei 5 Bier“ meint sondern eher den lustigen Abend unter Freunden, bei dem sehr oft – und bestimmt nicht nur bei uns – mal durch irgendeinen Scherz ein kreativer Gedanke entsteht. Ich wollte eigentlich dem einem Freund, der mich auf diese Gedanken gebracht hat, zu seinem Geburtstag eine lustige, ausgefallene Sache schenken, die damit zu tun hat. Als meine Freundin dann den Namen Mimi Blaupo ins Spiel brachte, hatte ich plötzlich eine Story im Kopf, der zweite Gedanke war: die Story muss ein Hörspiel werden! Denn ich liebe Hörspiele, bin mit ihnen aufgewachsen und fand es schon immer interessant, welche Leute das sind, die so was machen. Deswegen habe ich auch immer die Sprecherlisten studiert, damit ich wenigstens die Namen der Leute kenne und hab mir dann immer vorgestellt, wie die wohl aussehen oder was die sonst noch machen. Edgar Ott stellte ich mir z.B. immer als großen, dicken glatzköpfigen Ottfried-Fischer-Verschnitt vor, bis ich mal ein Bild von Ihm sah... Aber zurück zu Deiner Frage:

Als ich das Buch fertig hatte, dachte ich: Wir lesen es einfach in verschiedenen Rollen aufgeteilt und lassen ein Tonbandgerät mitlaufen – nur als Gag für das Geburtstagsgeschenk. Doch schon während der erste „Leseprobe“ begann das „Work in progress“. Wir stellten schnell fest, dass auch unser therapeutischer Gedanke drin Platz findet. Und plötzlich liefen viele Dinge zusammen. Die Möglichkeit Therapieinhalte mit künstlerischer Arbeit in einem Hörspiel zu verbinden erfüllte mir gleich viele Wünsche und Träume – auch Kindheitsträume. Mittlerweile ist es wohl von allem etwas.

Mimi Blaupo
Der Held der gleichnamigen Serie

Hörspielmaniac: Im Hörspiel wird ja erklärt, dass Mimi "Blaupo" heisst, weil er einen Flicken auf dem Po hat. Jetzt aber mal ganz ehrlich: Wie seid ihr wirklich auf den Namen gekommen? Das klingt nämlich schwer nach einem Insider Gag.

Michael:
Stephan, ich glaube da musst du noch mal was erklären.

Stephan: Tja, da kommt wieder der gute Freund ins Spiel, der sich an dem besagten Tag beim – man lese und staune – Schlittenfahren einen richtig fetten Blauen Fleck am Hinterteil zugezogen hat. So jetzt isses raus! Aber nicht weitersagen! Kompliment an Dich für Dein Gespür! Das war ursprünglich – und ist es eigentlich auch jetzt noch – ein Insider Gag. Aber Mimi Blaupo lässt sich mit einem Kindermund auch einfacher sagen als viele andere Kinderfigurnamen, die in unserer Medienwelt kursieren.

Mimi Blaupo (1)
Mimi und Eia

Hörspielmaniac: Eure Hörspiele sind nach eigener Angabe "besonders geeignet zur Förderung der kindlichen Sprachentwicklung sowie zur Begleitung der Sprachtherapie". Wir (und vermutlich auch alle Leser die selbst Kinder haben) würden gerne wissen, welcher Aspekt der Produktion so förderlich bei der Sprachentwicklung ist. Denn ... für uns klingt Mimi Blaupo einfach wie ein "normales" und nettes Kinderhörspiel.

Michael:
Das war auch unsere erklärte Absicht. Wir wollten so eine Art Spagat zwischen Therapie- und Unterhaltungswert schaffen. Das bedeutet, man kann es sich ganz normal anhören, ohne das da irgendwo ein therapeutischer Zeigefinger drin ist.

Wir wollen mit Mimi ja vor allem die Sprachentwicklung fördern. Wenn es da bei Kindern oder Erwachsenen keinen Förderbedarf gibt, soll die Geschichte trotzdem spannend, lustig und wertvoll sein. Durch die Ruhe und den daraus entstehenden Raum haben wir viele Rückmeldungen von erwachsenen Hörern bekommen, die Mimi hören, um runter zu kommen und um sich in eine andere Welt zu versetzen, in der es nicht wie in unserer Welt hektisch und reizüberladen zugeht. Für sprachtherapeutisch versorgte Kinder ist Mimi deswegen sinnvoll, weil wir das Tempo der Dialoge und die gesamte Geräuschkulisse reduziert haben. Viele Kinder benötigen mehr Zeit, um das Gehörte verarbeiten zu können und weitere Entwicklungsschritte gehen zu können.

Die Waldkulisse bildet ausserdem einen archaisch geborgenen Spielraum, in dem sich vieles leichter einordnen lässt (nicht nur für Kinder). Das erlebt eigentlich jeder, wenn er in den Wald geht. Ein weiterer Punkt, der uns sehr wichtig ist, ist das soziale Miteinander bei den Tieren des Waldes. Die sind alle total verschieden, was immer wieder zu heftigen Konflikten führt. Dennoch steht als Überbau die Freundschaft und Toleranz. Die Tiere brauchen einander und schaffen einfach mehr, weil sie verschieden sind und unterschiedliche Fähigkeiten haben, mit denen sie einander ergänzen.


Mimi Blaupo (2)
Schleicher ist weg!

Schleicher
gerät in Folge 2 in Schwierigkeiten
Die Tiere lassen einander grundsätzlich ausreden und fallen sich eigentlich nicht ins Wort. Das schafft Raum für Individualität und Gleichberechtigung. Das sind alles zentrale Elemente unserer Arbeit mit Kindern in der Therapie.

Hörspielmaniac: Wieviele Eigenschaften der Sprecher stecken in den erfundenen Charakteren? Oder ... ist das völlig losgelöst voneinander?

Stephan:
Naja! Losgelöst voneinander ist es nicht, denke ich. Als ich die Rollen besetzt habe, habe ich schon nach Sprechern geguckt, die meiner Ansicht nach zu den Rollen passen könnten.

Aber natürlich stecken die Sprecher auch noch viel von Ihrer eigenen Persönlichkeit in die Figuren. Die Stimme ist eben auch der Ausdruck der Persönlichkeit, der Seele, sagt man. Deswegen ist es, glaub ich, gar nicht möglich als Sprecher nichts von sich in eine Figur zu stecken. Das ist dann wohl auch der Grund warum man etwas gerne anhört oder nicht so gerne – es muss halt „stimmen“.


Hörspielmaniac: Wie seht ihr selbst den Hörspielmarkt und die Internet-Szene der Hörspiel-Fans?

Michael:
Ein Segen gibt es das Internet und so wunderbare Seiten wie Hörspielmaniac.de. Der Handel scheint total abonniert zu sein auf ein paar alteingesessene Markennamen und wagt es offenbar nicht wirklich, neue Wege zu gehen (jedenfalls im Kindersektor).


Knacki
Mimis bester Freund ...

... und seine Sprecherin
Svenja Schlieckau

Stephan: Richtig! Leider ist es sehr schwer, in der Szene geschweige denn bei einem etablierten Label Fuß zu fassen, denn auch die von Michael angesprochenen alteingesessenen Markennamen sind nicht bereit in was Neues zu investieren. Ich denke, da macht sich dann das Thema "Raubkopien und ihre finanziellen Folgen" doch etwas bemerkbar. Aber Gott sei Dank scheint sich im Internet eine immer größere und damit auch immer vielseitigere Szene ihren Platz zu schaffen.

Hörspielmaniac: Wie sieht es denn mit der Zukunftsplanung für euer Label aus? Mimi wird ja vermutlich weitergehen, aber schlummern da auch noch andere Ideen in euren Köpfen, die irgendwann umgesetzt werden sollen?

Michael:
An Ideen was das Mimi Projekt betrifft mangelt es uns in keinster Weise. Wir haben noch so einige Pläne im Schrank. Allerdings müsste der Tag mindestens 48 Stunden haben... Wir haben ja noch unsere Jobs als Therapeuten und Musiker. Ich betreibe mein Tonstudio und Stephan ist in der Kleinkunstszene Bayerns mächtig aktiv. Dennoch ist Mimi für uns ein Thema von höchster Priorität, an dessen Zukunft wir uneingeschränkt glauben und kontinuierlich arbeiten.

Hörspielmaniac: Okay … dann zum guten Schluss noch eine Runde „Entweder oder“:

Hörspiel oder Hörbuch?
Michael: Hörspiel
Stephan: Hörspiel

TKKG oder Die drei ??? ?
Michael: Die drei ??
Stephan: TKKG

EUROPA oder Karussell?
Michael: Karussell
Stephan: Europa natürlich!

Download oder CD?
Michael: Kommt darauf an
Stephan: CD

Groschenheft oder „Seriöser Roman“?
Michael: Letzteres
Stephan: „Seriöser Roman“

Hörspielmaniac: Vielen Dank, dass ihr euch unseren Fragen gestellt habt. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg mit den kommenden Produktionen.

Stephan:
Auch vielen Dank!

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