Der Falke (2)
Showdown in Venedig




Inhalt:
Das Rätsel eines mysteriösen Artefakts führt den Archäologen Lukas Falkenberg nach Wien. Dort wird er Zeuge des Mordes an einem renommierten Physiker. Gemeinsam mit einer Kollegin des Toten versucht er die Hintergründe des Verbrechens aufzuklären und folgt der Spur des Täters nach Italien - zu einer geheimnisvollen Stiftung des Vatikans.

Story:
Mit dem zweiten Abenteuer des Falken nimmt die ganze Sache ein wenig an Fahrt auf. Ein größerer Handlungsrahmen kommt ins Rollen und generell passiert in der Folge wesentlich mehr als beim Vorgänger. Leider wirkt sich diese Tatsache aber nicht grade positiv auf den Punkt Geschichte aus. Man scheint sich die Maxime „besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht“ gesetzt zu haben. Doch auch das richtige Klauen will gelernt sein, denn was den Hörer hier erwartet ist stellenweise fast schon unverschämt. Die hat man sich mächtig von Dan Brown und dessen Erfolgswerken inspirieren lassen und die gesamte Handlung wirkt wie eine Mixtur aus „Meteor“ (Material außerirdischen Ursprungs), „Illuminati“ (die Szene im Labor) und „Sakrileg “ (die böse Subabteilung der Kirche). Grade hier kann man die „Inspiration“ kaum leugnen, denn die Parallelen zwischen „opus dei“ und „libri dei“ sieht selbst der sprichwörtlich Blinde mit dem Krückstock. Wirklich schade, denn die Figur des Falken bietet einiges an Potential und eine vergleichbare Hörspielserie gibt es derzeit nicht auf dem Markt. Mehr Eigenständigkeit wäre wünschenswert, dann könnte die Handlung den Hörer auch in ihren Bann schlagen, so lässt sie einen ziemlich kalt.

Sprecher:
Wie schon bei Folge 1, so präsentiert man dem Hörer auch diesmal wieder einen Sprechercast durchaus bekannter Namen: Claudia Urbschat-Mingues, Henry König, Fabian Harloff und Robert Missler seinen an dieser Stelle exemplarisch genannt. Doch leider wirken nicht alle Sprecher wirklich überzeugend. Meine Probleme hatte ich so mit Henry König, der mir für die Rolle des Kardinals wie eine klassische Fehlbesetzung vorkam. Seine Stimme und die gesamte Art passen in meinen Ohren so gar nicht zu der Rolle, die er hier verkörpern soll. Größte Baustelle der Serie bleibt für meine Begriffe aber Ingo Albrecht, der den Falken himself spricht. Er hat ohne Frage eine einprägsame und auch sehr coole Stimme, doch mit seiner Coolness übertreibt man es hier gewaltig. Keine Situation entlockt ihm eine echte Gemütsregung, alles trägt er irgendwie „sachlich und trocken“ vor. Hier sollte die Regie unbedingt für künftige Produktionen aufpassen, denn mit einem Held, der so agiert, kann man als Hörer nur sehr schwer warm werden.

Musik und Effekte:
Es muss ja nun bei Leibe nicht immer scheppern und knallen bei einem Hörspiel, ABER wenn man Actionszenen vor dem geistigen Auge entstehen lassen will, so wäre es doch von Nöten, wenn die entsprechenden Szenen auch irgendwie wuchtig rüberkommen. Davon kann hier leider nahezu gar nicht die Rede sein. Feuer, Explosionen, Verfolgungsjagden mit dem Auto, Hubschrauber …alles wirkt schlicht und ergreifend eingemischt und bildet gemeinsam mit den Sprechern alles andere als ein homogenes Gesamtbild. Wie schon bei Folge 1, so entsteht auch hier der Eindruck, als würden Sprecher und Effekte nebeneinander und nicht gemeinsam laufen. überhaupt geht man mit den Effekten sehr geizig um, was leider auch auf die Musik zutrifft. Zu Beginn und Ende gibt es die Titelmelodie voll ausgespielt und dazwischen hört man nahezu gar nichts. Selbst dezente Hintergrundmusik zur Spannungsförderung sucht man größtenteils erfolglos. Hier herrscht für meine Begriffe akuter Handlungsbedarf, grade wenn man sich vor Augen führt, welche Geschütze heutzutage in Serien wie „Edgar Allan Poe“ oder „Abseits der Wege“ aufgefahren werden. Selbst im Vergleich mit anderen „Semiprofessionellen“ Produktionen wirkt die technische Umsetzung erschreckend dünn.

Fazit:
Nach seinem missglückten Start, droht „Der Falke“ mit seiner zweiten Folge beinahe abzustürzen. Zwar passiert auf der Seite der Handlung diesmal wesentlich mehr, doch dies ist noch kein Grund zum Jubeln. Die Parallelen zwischen hier vorkommenden Motiven und Dan Browns Erfolgsromanen sind so offensichtlich, dass ich hier stellenweise schon nicht mehr von Inspiration reden möchte. Bei den Sprechern ist es dann ausgerechnet der Hauptsprecher, der mir nicht wirklich gefallen will. Alles wirkt so steif und emotionslos und will mich nicht recht überzeugen. Die technische Umsetzung des Hörspiels entpuppt sich dann als mittelschweres Debakel. Die eingemischten Effekte (so fern es welche gibt) wirken wie Fremdkörper neben den Sprechern und helfen dem „Kino im Kopf“ wenig bis gar nicht. Auch Musik ist nur sehr spärlich vorhanden, wodurch die Möglichkeit von Spannungsförderung oder Dramatik verloren geht. Statt nach der ersten Folge einen Schritt nach vorn zu kommen, geht der Falke den umgekehrten Weg und macht einen Schritt zurück. Ging die erste Folge noch als Produkt der Rubrik „Kann man hören, muss man aber nicht kennen“ durch, erweist sich „Showdown in Venedig“ als Produktion, die ich nach dem Hören erstmal für sehr lange ins Regal einräume, denn Verlangen nach regelmäßigem Konsum verspüre ich hier in keiner Weise. Schade, denn aus der Figur und der Serie hätte man sicherlich einiges machen können. Vielleicht mit der nächsten Folge…



lord gösel