Faith (15)
Hügel der Blutengel (1. Teil)




Inhalt:
Der Wachturm war alt. Das Alter und die Witterung hatten ihre Spuren hinterlassen. Moose und Flechten überwucherten das antike Bauwerk, das wie ein Mahnmal aus längst vergangener Zeit in den dunklen Nachthimmel ragte…Es war unheimlich… Der kniehohe Nebel hatte sich über die Waldlichtung gelegt…
Düster und bedrohend wirkte die Atmosphäre auf dem Engelberg, doch den zwei Menschen war es egal, sie wollten zur Grube am alten Turm. Dort sollte sich ihr Traum erfüllen…Allerdings täuschte sich das Paar, am Wachturm wartete das blanke Entsetzen… ein Albtraum mit tödlichen Folgen!

Story:
Endlich geht es weiter mit den Geschichten rund um FAITH und ihre Freunde. Im Epilog von Season 1 erfuhren wir ja schon, worum es wohl in Season 2 gehen soll. Genau diesen Ansatz greift man zu Beginn der Folge auf und der Hörer wird Zeuge, wie Dracula sich aufmacht um Adam (Frankensteins Monster) dazu zu überzeugen sich ihm anzuschließen um gemeinsam gegen „The Order Of The Golden Dawn“ zu kämpfen. Bei eben diesem Teil der Handlung scheint es sich um die treibende Kraft des großen Handlungsrahmens der zweiten Season zu handeln. Allerdings hat dieser Teil nichts Erkennbares mit dem Geschehen rund um den „Hügel der Blutengel“ zu tun. Genau hier liegt dann auch der Knackpunkt, wieso die Geschichte nicht vollends überzeugen kann. Inhaltlich bietet man dem Hörer für meinen Geschmack einfach zu wenig, denn prinzipiell gibt es bei dieser Folge zwei Prologe. Einmal jenen um Dracula und Adam und dann die Geschichte rund um die Blutengel. Wenn Faith zum ersten Male auf der Bildfläche erscheint sind bereits mehr als 30 Minuten verstrichen und gerade in dem Moment wenn glaubt, die Handlung käme in Fahrt ist der erste Teil auch schon zu Ende. Sicherlich, Cliffhanger sollen immer fies sein, aber es sollte zuvor auch schon eine erkennbare spannende Handlung geben, die den Hörer dazu veranlasst direkt den zweiten Teil in den Player zu werfen. Hier bleibt eher ein äußerst fader Beigeschmack und eine ganze Menge Enttäuschung ob der dünnen Handlung. Schade, denn ich hätte vom Season-Auftakt schon ein wenig mehr erkennbaren Tiefgang erwartet.

Sprecher:
Bei den Sprechern braucht man sich zum Glück keinerlei Sorgen zu machen, denn hier werden große Namen geboten, die allesamt mit hörbarem Engagement zu Werke gegangen sind. Nana Spier spricht wieder FAITH und die Rolle wirkt nun etwas gereifter und nicht mehr ganz so kindlich naiv, wenn gleich es immer noch einige Sprüche gibt, die für (unfreiwillige?) Komik sorgen. In der Rolle des Draculas ist Lutz Riedel zu hören und er verkörpert den König der Vampire sehr stilvoll. Selbiges gilt auch für Klaus Dieter Klebsch, der Frankensteins Monster Leben einhaucht. Er hat schon bei Titania Medien bewiesen, dass er diese Rolle mit einer unglaublichen Intensität spielen kann, was auch hier teilweise zu hören ist. Auch in kleinere Rollen findet man noch bekannte Namen mit markanten Stimmen, wie Marion von Stengel, Simon Jäger, Tilo Schmitz, Gerrit Schmit-Foß oder Marianne Groß. Kurz: Bei den Sprechern ist weiterhin Klotzen statt Kleckern die Devise und die Regie hat tolle Arbeit geleistet und das Optimum aus den Akteuren herausgekitzelt.

Musik und Effekte:
Ein Markenzeichen der R&B-Company war von jeher, dass ihr Slogan „Kino für die Ohren“ mehr als nur eine leere Phrase ist. Bei den (diesmal ungewöhnlich wenigen) Action-Szenen konnte Wolfgang Strauss wieder einmal zur Höchstform auflaufen. Keine Frage: Das Geschehen wird im Kopf des Hörers real und man glaubt wirklich die Ereignisse mit den eigenen Augen sehen zu können. Auf der Seite der Musik gibt es einige neue Impulse, die einen gut, die anderen eher Geschmackssache. Gut ist sicherlich die Tatsache, dass Season 2 mit einem neuen Intro bedacht wurde und es musikalisch nun nicht traurig sondern eher krachend zur Sache geht. Was den ansonsten hohen musikalischen Genuss ein wenig trübt, ist die Verwendung diverser Archiv-Sound, die man schon bei der Edition2000 der John Sinclair-Hörspiele bis zum Erbrechen gehört hat und die auch von diversen semiprofessionellen Label genutzt werden. Sei’s drum, denn das ist nur ein kleiner Wehmutstropfen in einer ansonsten überaus ansprechenden Collage aus Musik und Sound.

Fazit:
Nach dem großen Finale der ersten Season wirkt „Hügel der Blutengel“ als Auftakt für neue große Taten in meinen Ohren doch ein wenig zu harmlos. Man nimmt sich gerade zu Beginn sehr viel Zeit um die Charaktere (Dracula und Frankenstein) vorzustellen und auch die Einführung in die Welt rund um Leonberg und die damit verbundenen Blutengel benötigt ihre Zeit. Somit sind ¾ des ersten Teils vergangen, wenn FAITH erstmalig auf der Bühne erscheint und dies wirkt doch störend. Für einen ersten Teil wird für meinen Geschmack noch zu wenig Inhalt geboten, was mich schon sehr enttäuscht hat. Dafür retten aber die oftmals grandios agierenden Sprecher und die atemberaubende Soundkulisse das Hörspiel vor einem ganz tiefen Fall. Dennoch kann ich der ersten Folge der zweiten Season insgesamt nur einen durchschnittlichen Unterhaltungswert attestieren. Möglicherweise wäre es besser gewesen diesen Zweiteiler zu einer langen Einzelfolge zusammenzustreichen, denn dann würde am Ende nicht dieser Gedanke bleiben: „Ja, und was nun?“ Ob die Fans der Serie zufrieden sein werden möchte ich auch dahin gestellt lassen, denn mit den Action-Einlagen (einem DER Steckenpferde der Serie) hält man sich doch über weite Strecken zurück. Insgesamt bleibt zu sagen: Kann man mal hören, muss man aber nicht unbedingt kennen.



lord gösel