Der
Unendliche




Inhalt:
Als Katie eines Nachts gefesselt und geknebelt in einer dunklen unheimlichen Höhle aufwacht - beobachtet von einem geheimnisvollen Mann - denkt sie zuerst an eine Entführung. Doch als sie immer tiefer in die Abgründe seiner finsteren Seele blicken kann, begreift Katie, dass die Gefahr noch viel größer ist, als sie bisher angenommen hat. Eine Gefahr, die nicht nur ihr eigenes Leben bedroht. Doch als Katie unerwartet Hilfe aus der Vergangenheit bekommt, wagt sie es, sich ihrem Widersacher entgegen zu stellen. Es beginnt ein Kampf, den sie nur gewinnen kann, wenn sie die Grenze der Vernunft überschreitet…

Story:
Das letzte Einzelhörspiel aus dem Hause Pandoras Play, „Öffne die Tür“, war wohl eine der Überraschungen des Hörspieljahres 2005. Entsprechend groß war die Erwartung, mit der ich an das Hören von „Der Unendliche“ ging. Leider, soviel kann ich direkt zu Beginn sagen, wurden meine Erwartungen aber nicht erfüllt. Die Grundidee hinter der Geschichte ist ohne Frage interessant, aber leider mutiert das Hörspiel zwischendurch zu einem eher platten Teenieslasher. Grade in diesem Bereich offenbaren sich dann einige Schwächen sehr deutlich: Die Handlung zieht sich mit der Zeit einfach zu sehr. Szenen, die fast nur aus ellenlangen Erzählerpassagen mit dezent eingemischten Hintergrundgeräuschen bestehen, nehmen enorm das Tempo raus und wollen auch nicht so recht in ein Hörspiel passen. Was sich allerdings als überaus angenehm erweist, ist der Wechsel zwischen den Ereignissen in der Gegenwart und der Vergangenheit. Leider schleichen sich in der Gegenwart aber auch einige Szenen ein, die mir irgendwie wie „Füllmaterial“ vorkamen. Mit 150 Minuten hat man es einfach zu gut gemeint und eine Reduzierung auf maximal 120 Minuten (vielleicht sogar eher 90) hätte den Hörspiel in meinen Ohren gut getan. Was bleibt abschließend zu sagen: Nette und interessante Grundidee, die aber skriptmäßig nicht wirklich gelungen umgesetzt wurde.

Sprecher:
Einige der hier agierenden Sprecher (Christian Senger, Ingo Behne, Martin Sabel und Christoph Tiemann) hat man schon in Produktion kleiner Label (Polaris, Hörfabrik) oder auch größerer Label (Lausch, Europa) gehört, doch im Großen und Ganzen trifft man bei den 21 Sprechern eher auf Unbekannte. Dies stellt allerdings noch keinen Grund zur Kritik dar, denn wirklich schlecht gibt sich hier keiner. Lediglich Roswitha Schreiner (Katie) und Malah Helman (LeeAnn) wirken in einigen Passagen etwas steif und emotionslos. Das könnte aber auch daran liegen, dass die jeweiligen Szenen ohne Frage auch alles andere als leicht zu interpretieren sind. Was man hier für eine Produktion auf Semi-Professioneller Ebene zu hören bekommt, geht insgesamt betrachtet also wirklich in Ordnung und könnte in Schulnoten mit befriedigend bewertet werden. Jedenfalls habe ich schon wesentlich schlechtere Leistungen vor die Ohren bekommen. Alles in allem hält man hier den Level, den man von Produktionen aus dem Hause Pandoras Play gewohnt ist.

Musik und Effekte:
Von den bisherigen Produktionen aus dem Hause Pandoras Play war man rein musikalisch an ordentliche Leistungen gewöhnt. Auch der aktuelle Output stellt da keine nennenswerte Ausnahme dar. Klassische Stücke dominieren das Bild und erzeugen die passende, unheilsschwangere Atmosphäre in den richtigen Momenten. Besondere Erwähnung soll an dieser Stelle noch der metallische Bonustrack am Ende finden. Der passt nämlich verdammt gut und drückt dem Ganzen einen cineastischen Touch auf. Vor meinem geistigen Auge erschien in dem Moment wirklich ein schwarzer Bildschirm, auf dem der Abspann lief. Sehr gelungen, wie ich finde. Nicht ganz so gelungen sind leider einige der Effekte. Manche der dargestellten Szenen sind sicherlich nicht grade leicht umzusetzen und da wirkt die Untermalung oftmals etwas zu zahm. Als Beispiel möchte ich die Folterkammerszene und das Geräusch beim Schießen nennen. Natürlich muss man nicht im Sinclair-Stil die Boxen erzittern lassen, aber hier hätte es schon etwas „heftiger“ zur Sache gehen können. Insgesamt betrachtet gibt es zwar einige kleine Schwächen, doch der positive Anteil überwiegt hier.

Fazit:
Dieses Hörspiel bestätigt eine alte Weißheit: Quantität ist nicht gleich Qualität. Die Grundidee der Geschichte ist überaus interessant und man hätte sicherlich ein spannendes und kurzweiliges Hörspiel daraus zaubern können … wäre da nicht die Spielzeit von satten 150 Minuten. Manche Szenen erwecken irgendwie das Gefühl, dass man grade Füllmaterial lauscht und grade in der Mitte der Handlung verliert man sich in viel zu langen Erzählerpassagen in denen kaum etwas passiert. Schade, denn ansonsten kann „Der Unendliche“ es relativ problemlos mit dem Großteil der anderen Pandoras Play-Produktionen aufnehmen. Natürlich gibt es hier und da kleine und größere Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der Sprecher und der Effekte, aber insgesamt bekommt man eigentlich ein stimmiges Bild. Eine Spielzeit zwischen 90 und maximal 120 Minuten und ich hätte ruhigen Gewissens das Prädikat „gut“ vergeben können, doch die Länge hat den Hörspaß bei mir stellenweise doch arg geschmälert. Alles in allem eine der schwächeren Produktionen dieses Label und insgesamt nicht mehr als 3 Sterne wert. Fans des Labels können zugreifen, alle anderen sollten erstmal einen Trailer anchecken.



lord gösel