Domination (1)
Der Fall des Dr. Schmidt




Inhalt:
Der Staatssekretär Martin Osborne ist seit vier Tagen spurlos verschwunden! Alle Anhaltspunkte und Hinweise führen ins Nichts! Die offiziellen Behörden sind ratlos und zur Untätigkeit verdammt! Was geschieht in der mysteriösen East – Klinik? Welche Rolle spielt der zweifache Nobelpreisträger Dr. Schmidt in diesem Fall? Wird der Spezialagent Steve Thompson Licht ins Dunkel bringen können? Ist er die letzte Rettung?

Story:
„RiKaHoe“ steht für „Richtig kaputte Hörspiele“ und nach eigenen Angaben produziert man Trash-Hörspiele. Betrachtet man nur die Geschichte für sich, so kann man dies durchaus so stehen lassen. Allerdings muss das ja noch nicht heißen, dass das Gebotene schlecht ist, denn auch Larry Brent oder John Sinclair werden ja gerne in die Ecke Trash einsortiert. In diesem Falle ist die Nähe zu Larry Brent jedenfalls kaum abstreitbar und ob die geheimnisvolle Organisation nun „PSA“ oder „WKO“ heißt, macht den Braten letzten Endes nicht wirklich fett. Doch auch das Schreiben einer trashigen Geschichte will gelernt sein, denn in diesem Punkt hat man leider keine besonders gute Arbeit geleistet. Mit 65 Minuten präsentiert sich „Der Fall des Dr. Schmidt“ alles andere als kurz und grade die ersten 40 Minuten ziehen sich in die Länge und das eine oder andere Mal fragt man sich nach der eigentlichen Relevanz der grade gehörten Szene. So frage ich mich etwa, wieso man dem Hörer ellenlang erklären muss, dass Dr. Gunnar offenbar ein großer Opern-Fan ist. Geschieht dies nur, um die im Hintergrund laufende Klassik-Musik zu erklären? Die letzte Viertelstunde gestaltet sich dann schon etwas interessanter, wenn gleich auch hier natürlich nichts geboten wird, was man nicht schon in dem großen Vorbild (eben Larry Brent) in leicht variierter Form gehört hätte. Die Idee an sich könnte durchaus Stoff für ein spannendes Hörspiel bieten, wären da nicht die großen Mängel bei der Bearbeitung. Außerdem frage ich mich auch, wieso andauernd der Name „Steve Thompson“ genannt werden muss und wie oft man den Hörer noch darauf hinweisen will, dass er einen Hummer fährt. Der Spielraum nach oben ist jedenfalls um ein vielfaches größer, als der nach unten.

Sprecher:
„RiKaHoe“ ist ein neues Label … wie sieht es denn nun mit den Sprechern aus? Es mag nun übertrieben hart klingen, aber der erste Ausdruck, der mir hierfür in den Sinn kam war „Schrecklich“ und auch nach mehrmaligem Hören hat sich dieser Eindruck nicht relativiert. Egal welche Debüt-Produktion eines Independent-Labels man betrachtet, es gab eigentlich immer ein bis zwei Sprecher, bei denen man hörbares Talent als Hörspiel-Sprecher erkennen konnte. Bei dieser Produktion trifft die Aussage leider auf keinen der agierenden Sprecher zu. Die beiden Macher Arne Adler und Alexander Lemke sind gleich in mehreren Rollen zu hören und das ist keine gute Entscheidung, denn nicht eine der erbrachten Leistungen ist hörenswert. Besonders fragwürdig ist die Leistung Adlers in seiner Rolle als Erzähler. Er ist stets bemüht klar und deutlich zu sprechen. Leider geht dabei jeglicher natürlicher Rhythmus der Sprache verloren, da jedes Wort betont klingt und alles zusammen einfach nur gestelzt wirkt. Die langen Sätze des Erzählers gestalten das Zuhören dann direkt noch schwieriger. Auch die Besetzung der Hauptrolle ist nicht besonders gut gelungen: Klaus Zimmermann klebt völlig an seinem Text und alles wirkt schlicht abgelesen und in keinem Moment frei gesprochen. Wer glaubt, dass man damit das Schlimmste gehört hat, der sollte seine Ohren besser schließen, wenn die weiblichen Sprecher zum Einsatz kommen, denn da weiß ich kaum noch, wie man das Gehörte in Worte fassen soll, leider. Nein, von den Sprechern war das eine der aller schwächsten Vorstellungen, die ich jemals in einem Hörspiel gehört habe.

Musik und Effekte:
Musikalisch zeigt sich die Produktion endlich auf einem Niveau, das annehmbar ist, aber in diesem Punkt machen auch die wenigsten Independent-Label wirkliche Fehler. Die Szenenübergänge werden von passenden Klängen untermalt und sorgen so für ein wenig Auflockerung zwischen den Szenen. Was indes noch ein wenig fragwürdig erscheint, sind manche der verwendeten Effekte. Wenn ein Kampf dargestellt werden soll und man als Hörer erwartet Schläge zu hören, dann wird es nämlich haarig. Was immer man dort auch hört, es klingt jedenfalls nicht, als würden zwei Menschen sich prügeln. Des Weiteren hat man hier und da Probleme mit der richtigen Lautstärke für Hintergrundgeräusche. Als Beispiel sei an dieser Stelle eine tickende Uhr genannt, die so laut ist, dass man dem eigentlich relevanten Teil der Szene (dem Dialog!) nur schwer folgen kann. Auch im geheimen Labor des Dr. Schmidt hat man so seine Probleme mit überlauten Hintergrundgeräuschen. In diesem Punkt gibt es als auch noch einiges an Nachbesserungsbedarf für zukünftige Produktion.

Fazit:
„Der Fall des Dr. Schmidt“ soll ein trashiges Hörspiel sein und wenn man nun böse ist und Trash mal wörtlich mit Müll oder Abfall übersetzt, so bekommt man schon eine relativ genaue Vorstellung von dem, was den Hörer hier erwartet. Es fängt schon bei der Geschichte an, der auf der einen Seite nahezu jegliche Eigenständigkeit fehlt und bei der man auf der anderen Seite gravierende Mängel bei der Bearbeitung vorfindet. Man muss eben nicht ständig den Namen des Helden aussprechen und auch sein Fahrzeug muss nicht in fast jeder Erzählerpassage Erwähnung finden. Generell kann man Erzählerpassagen auch etwas kürzer halten und auf das wirklich relevante reduzieren. Wirklich problematisch wird es bei den Sprechern, denn hier bringt nahezu keiner hörbares Talent mit und die Dialoge wirken extrem gestelzt und abgelesen. Nun noch eine Portion unrealistisch klingende Sounds und stellenweise zu laut eingemischte Hintergrundgeräusche dazu und fertig ist eine Produktion nach deren Genuss man sich fragt, wieso man seine Zeit damit verbracht hat. Auch die größtenteils gelungenen Musikeinspielungen können an dem Fazit nichts mehr ändern. Irgendwie hat mich dieses Machwerk an „Der Kopf, der weiterlebte“ (Meteor Horror-Serie (4)) erinnert, nur noch eine Ecke schlechter. Wer Gefallen an letzterem Hörspiel hatte, der könnte hier vielleicht ein Ohr riskieren, doch allen anderen kann ich nur raten sich einen Trailer anzuhören und dann zu entscheiden, ob das nun genialer Trash ist, oder einfach ein richtiger FLOP!



lord gösel