Kommissar Dobranski (11)
Der falsche Franzose




Inhalt:
Am Millerntor wird eine kastrierte Leiche gefunden. Das Motiv: Unklar! Wer wollte dem stadtbekannten Kleinganoven Joschka Pfisterer an die Wäsche? Und was hat sein windiger Busenfreund Jean-Pierre mit dem Fall zu tun? Die Lösung des Falls wird für Dobranski zum „einschneidenden Erlebnis“...

Story:
Ein neuer Dobranski-Autor betritt mit der 11. Folge die Bühne: Raimon Weber ist allerdings eine bekannte Größe im Hörspielbereich, war er doch der erste Autor bei den Serien „Gabriel Burns“ und „Point Whitmark“. Sein Spektrum kann man fraglos als breit gefächert bezeichnen, denn auch Dobranski „begreift“ er und somit fügt sich seine Geschichte in vielen Belangen in das übliche Bild der Serie ein. Das ganze Drumherum von Dobranskis Leben spielt auch mal wieder eine Rolle und es gibt ein Wiederhören mit Oma Else, außerdem erfährt man etwas über Dobbos Wohnverhältnisse. Dennoch unterscheidet sich „Der falsche Franzose“ vom Großteil der anderen Dobbo-Geschichten, denn trotz des wie üblich recht heftigen Aufhängers (eine kastrierte Leiche) geht es diesmal weniger überdreht zu und man kann fast sagen, dass der Gesamtton eine Spur ernsthafter ist. Ganz ohne den wie üblich leicht schlüpfrigen Humor geht es dann natürlich nicht und so muss der gute Kommissar Station in einem Erotik-Shop machen und sich auch mit dem titelgebenden „falschen Franzosen“ herum ärgern. Mit fast 60 Minuten präsentiert sich das 11. Abenteuer für die Verhältnisse der letzten Zeit relativ lang, aber dennoch kommt keine Langeweile auf. Die diesmal etwas nachvollziehbare Handlung gestaltet sich durchaus spannend und man fiebert der Auflösung entgegen. Für meine Begriffe ist das Experiment gelungen, denn trotz einiger Änderungen fühlt man sich immer noch ganz heimisch bei Webers Geschichte. Vom Ansatz und der gesamten Dramaturgie liegt hier sicherlich einer der besten Dobranskis vor.

Sprecher:
Ursprünglich war eine andere Folge als 11. angekündigt, doch man scheint nun der Geschichte Webers den Vortritt gegeben zu haben. Auf mich wirkte es auch so, als klinge Konrad Halver bei dieser Folge stellenweise ein weniger müder als es bei den letzten Folgen der Fall war. Er poltert sich zwar nicht ganz so lautstark wie sonst durch das Geschehen, aber dennoch bleibt Dobranski einer seiner großen Paraderollen. Dauermitsprecher Robert Missler ist auch wieder mit von der Partie und kann seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen, wenngleich man zugeben muss, dass in einer sehr klischeebeladenen Rolle (Jean-Pierre) vorkommt. Ansonsten präsentiert man der Hörerschaft ein überaus homogenes Bild bei den Sprechern. Lediglich Ruth Rockenschaubs Stimme will nicht so ganz zu dem Bild passen, dass Dobranski in seinem Erzählertext von der Figur Gloria aufbaut. Da die Rolle aber recht klein ist, kann man für meine Begriffe darüber hinweg sehen. Außerdem gibt es noch einen besonderen Leckerbissen für alle Fans der 80er-Jahre-Hörspiele, denn Rüdiger Schulzki gibt sich als Nikolos die Ehre. Trotz des Alters verfügt „X-Ray 1“ immer noch über eine markante und faszinierende Stimme. Dieser Auftritt hat mich ohne Frage erfreut und er rundet das ansonsten auch sehr gelungene Bild seitens der Sprecher ab.

Musik und Effekte:
Über weite Strecken bleibt man sich selbst treu und verwendet die Stücke, die man schon seit Beginn der Serie kennt. Sicherlich mögen die mitunter jazzig angehauchten Stücke nicht den Geschmack jeden Hörers treffen, aber sie gehören eben zur Serie dazu. Dennoch wagt man auch Experimente und präsentiert ein paar neue Stücke. Prinzipiell klingt die neue Musik auch recht ansprechend nur leider trifft sie für meinen Geschmack nicht immer 100%ig den richtigen Ton. So wird eine Szene in der Dobranski um sein Leben kämpft mit Streicher-Arrangements unterlegt, was doch ein wenig eigenartig anmutet, da hier ein paar härtere Klänge sicherlich besser gewesen wären. Besser wäre es für meinen Geschmack auch gewesen, wenn man auf die dezent eingesetzten Archiv-Musiken verzichtet hätte, die man schon zur Genüge aus „John Sinclair“ und zahllosen anderen Gruselserien kennt. Trotz diverser kleiner Macken der Musik, kann die technische Umsetzung insgesamt betrachtet doch noch als solide durchgehen, da man bei den Effekten seine Hausaufgaben gemacht hat und das Geschehen passend untermalt. Dennoch muss ich festhalten, dass hier mehr drin gewesen wäre.

Fazit:
Nach der schon gelungenen 10. Folge bleibt man auch mit „Der falsche Franzose“ auf gutem Kurs. Die Geschichte von Raimon Weber mag sich in einigen Punkten von dem üblichen Strickmuster der Dobranski-Geschichten unterscheiden, aber dennoch würde ich nicht von einem Stilbruch reden, da man sich aufgrund der Sprache und der Charaktere direkt daheim fühlt. Entscheidend ist auch, dass es Spaß macht dem Geschehen zu lauschen und die knapp 60 Minuten überaus schnell verstreichen. Auf der Seite der Sprecher kann man dann direkt nochmal punkten, allerdings muss man in Kauf nehmen, dass Konrad Halver etwas müder als zuletzt klingt, doch dafür bekommt man mit Rüdiger Schulzki einen alten Bekannten wieder vor die Ohren und das stimmt direkt versöhnlich. Bei der Musik gibt es allerdings den einen oder anderen Punkt für den man keinen „Ausgleich“ bekommt. Hier und da kommt mal etwas unpassende wirkende Musik zum Einsatz und auch die altbekannten Archiv-Melodien schmälern den Hörspaß an der einen oder anderen Stelle. Trotz diverser kleinerer Macken verfügt das 11. Abenteuer des raubeinigen Hamburger Ermittlers fraglos über einen gelungen Unterhaltungswert, so dass ich hier insgesamt von einer guten Produktion berichten kann.



lord gösel