DreamLand Grusel (5)
Wolfsnächte




Inhalt:
Henry Aston hatte geglaubt ein Werwolf zu sein. Doch er irrte sich. Denn nicht er sondern seine Frau Vera wurde zur mörderischen Bestie. Nach mehrjährigem Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt wird Aston als geheilt entlassen. In der darauf folgenden Nacht schlägt ein Werwolf zu und tötet zwei junge Männer. Als Henry Ashton davon erfährt, macht sich Unruhe in ihm breit. Wer steckt hinter den neuen Morden? Ist er vielleicht doch ein Werwolf?

Story:
Nachdem man schon mit der Serie „DreamLand Grusel“ das Ziel hat, die alte Gruselserie von H. G. Francis fortzusetzen, geht man nun noch einen Schritt weiter und führt sogar eine Folge dieser Reihe direkt fort. Ob man diese Idee nun schlicht genial oder doch eher überflüssig findet, muss nun jeder selbst entscheiden. Erfreulich ist die Tatsache, dass man die Vorgeschichte („Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf“) nicht zwangsläufig kennen muss, um „Wolfsnächte“ zu verstehen. Ich bin recht unvoreingenommen an diese Episode herangetreten, muss am Ende aber doch gestehen, dass ich etwas enttäuscht war. Der Grund hierfür liegt in der Geschichte, die irgendwie zwei Seiten hat. Die erste Seite kommt noch als relativ klassische Gruselgeschichte daher, bei der man zwischen den Attacken des Ungeheuers und dem „normalen“ Leben wechselt. Zwar wird nichts wirklich Neues geboten, aber in diesem Bereich hat mich die Produktion noch recht gut unterhalten. Steuert man indes auf das Finale zu, wird das Geschehen für mich irgend uninteressanter, da man sich nun wieder in lange Erklärungen verstrickt, statt wichtige Fakten kurz und prägnant auf den Punkt zu bringen. Wirklich misslungen fand ich darüber hinaus die Art und Weise, wie der „neue“ Werwolf sein Ende findet, denn das wirkte auf mich einfach nur plump. Schade … hier wäre ganz sicher mehr drin gewesen, denn die guten Ansätze sind ganz ohne Frage vorhanden und auch die vielen kleinen versteckten Gags machen Spaß. Trotz der deutlich gestraften Spielzeit (etwa 57 Minuten) dürfte es immer noch gerne etwas kürzer ausfallen. Alles in allem fand ich die gebotene Geschichte noch befriedigend, auch wenn ich etwas mehr erwartet hätte.

Sprecher:
In diesem Bereich wird diesmal wirklich zum Großangriff geblasen. Von den 10 größeren Rollen sind ganze 9 mit bekannten Stimmen besetzt worden. Die für DreamLand üblichen Einsätze der Amateur-Sprecher hat man auf kleinere Rollen begrenzt. Leider ist dennoch ein kleiner Fehltritt dabei, denn Anne Kirchberger klingt in der Rolle der Verkäuferin in meinen Ohren ein wenig überfordert. Dies kann man allerdings problemlos durch Wolfgang Draegers klasse Performance ausgleichen. Seine Doppelbelastung Henry Aston/Erzähler meistert er ohne große Probleme und es ist eine Freude ihn mal wieder in einem Hörspiel zu hören. Neben ihm hört man mit Roswitha Benda und Gisela Trowe zwei weitere Sprecher der alten Original-Folge, was überaus erfreulich ist. Auch die anderen Sprecher können in ihren Rollen überzeugen. Zu hören sind hier noch Eckart Dux, Oliver Rohrbeck, Jürgen Thormann, Sacha und Kerstin Draeger und Aart Veder (Bill Conolly bei den TSB-Sinclair-Hörspielen). Rein von den Sprechern liegt hier wohl die gelungenste Produktion aus dem Hause DreamLand vor.

Musik und Effekte:
Mit Tom Steinbrecher hat man seit langer Zeit einem mehr als kompetenten Mann in Sachen Musik an Bord. Leider konnten in der Vergangenheit seine komponierten Stücke selten ihre volle Wirkung entfalten. Oftmals wurde die Musik nämlich viel zu leise und nur im Background eingemischt. Für den Szenenübergang waren meinstens nur 2-5 Sekunden drin. Doch diesen Umstand hat man mit Wolfnächste zum Glück geändert und das tut dieser Produktion sehr gut, denn durch die längeren Musikeinspielungen, wird das ganze Geschehen aufgelockert. Somit zeichnet sich das fünfte Hörspiel aus der Gruselserie durch eine sehr gelungene Atmosphäre aus. Und auch auf der Seite der Effekte scheint man endlich seinen Weg gefunden zu haben. In der Vergangenheit musste man sich immer wieder den Vorwurf dünn klingender Geräusche gefallen lassen, doch davon kann diesmal keine Rede sein. Zwar ist hier sicherlich auch noch eine Steigerung drin, doch auch technisch haben wir hier das bislang beste Werk des Teams rund um Thomas Birker.

Cover und Layout:
Das Frontcover ist recht simpel gehalten und schlägt mit seiner Farbgebung auch eindeutig in die Richtung, die die alte Gruselserie vorgab. Allerdings will mir das sonstige Layout mal wieder nicht so recht gefallen. Grade die Rückseite auf der die Inhaltsangabe steht wirkt auf mich reichlich unstrukturiert und der Text ist viel zu klein abgedruckt. Und auch beim Inneren des Inlays scheint man nicht so recht zu wissen, wie man diesen Platz nutzen soll, was schon etwas seltsam aussieht. Sicherlich sind dies keine Punkte, die nicht großartig etwas am Fazit der Folge ändern würden, aber dennoch sind es kleine Schönheitsfehler, die man noch beseitigen sollte.

Fazit:
Fortsetzungen sind immer alles andere als leicht. Schon bei Filmen ist es selten so, dass eine Fortsetzung einem gelungenen ersten Teil das Wasser reichen kann. Auch hier gestaltet es sich so, dass „Wolfsnächte“ nicht aus dem Schatten von „Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ heraustreten kann. Der Grund hierfür ist in meinen Ohren die Geschichte. Zwar ist man mit 57 Minuten Spielzeit schon auf dem richtigen Weg, aber man darf ruhig noch mehr kürzen. Grade zum Ende der Geschichte verliert man sich in langen Erklärungen, die man auch anders hätte lösen können. Inhaltlich zeigt sich die 5. Folge also nicht so gelungen, wie es bei „Jagd auf den Werwolf“ oder „Der Freak von Soho“ der Fall war. Dem gegenüber stehen aber beachtliche Entwicklungen auf der Seite der Sprecher und der Technik. Das Crossover aus professionellen Sprechern und Amateuren gelingt hier so gut wie noch nie zuvor und grade bei der technischen Umsetzung zeigt man sich deutlich gereift. Insgesamt betrachtet kann sich die 5. Episode von DreamLand Grusel noch das Prädikat GUT verdienen, allerdings mit einem langen Minus-Zeichen dahinter, denn der Punkt Dramaturgie ist weiterhin ausbaufähig bei der Serie. Wer die bisherigen Folgen mochte, der dürfte auch an „Wolfsnächte“ seinen Gefallen finden. Beinharten Fans von „Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ rate ich, sich erst den Trailer zu gönnen.



lord gösel