Abseits der Wege
Kapitel 4: Verborgen




Inhalt:
Irgendwann, als sich aus der sternenlosen Finsternis die Umrisse bewaldeter Bergkämme formten, waren Gaston die Augen zugefallen. Myrells letzte Worte geleiteten ihn durch einen rastlosen Schlaf. Der Verweser!
Ein Name aus Legenden, der ihm fremdartig und unwirklich erschien. Aber die Prüfer hatten seine Rückkehr prophezeit. Und jetzt war ihre Stunde gekommen ...

Story:
Was habe ich mich nach dem Ende der letzten Folge auf „Verborgen“ gefreut. Endlich war richtig Drive in der Handlung und man fieberte mit, was wohl als nächstes geschehen würde. Leider kommt mit dieser Folge dann relativ schnell die Ernüchterung, denn nach einem rasanten Start (wirklich wahr!) versinkt man schnell wieder in alte Erzählmuster, soll heißen: Alles geht nur betont langsam und schon regelrecht zäh zur Sache. Zum Ende bietet man dem Hörer noch ein imposantes Finale der Folge und dann ist schon wieder Schicht im Schacht. Es ist wirklich sehr schade, denn so langsam müsste die Serie wirklich in Fahrt kommen. Alles soll auf 12 Folgen konzipiert sein und somit ist nach der 4. Folge das erste Drittel rum. Zieht man nun Parallelen zu „Herr der Ringe“, so muss man klar sagen, dass dort nach dem ersten Drittel (also nach „Die Gefährten“) bereits wesentlich mehr passiert ist und das gesamte Geschehen für den Hörer auch wesentlich greifbarer ist. Das alles mag nun vielleicht sehr hart klingen, aber immerhin kann ich sagen: Wer die Serie bisher mochte, der wird auch vom 4. Output rein inhaltlich sicherlich nicht enttäuscht werden. Wer allerdings bisher noch nicht so recht mit der Serie warm geworden ist, der dürfte auch bei dieser Episode wieder nur die Schultern zucken. Rein inhaltlich also (wie schon Kapitel 1) eine eher zwiespältige Angelegenheit.

Sprecher:
Betrachtet man die Sprecherliste, so kann man wirklich nur von ganz großem Kino sprechen. Allerdings ist dies bei Produktionen von Volker Sassenberg Gang und Gebe. Namen wie Timmo Niesner, Stefan Krause, Engelbert von Nordhausen, oder Uli Krohm gehen runter wie Öl und die Herrschaften bieten auch souverän die Leistungen, die man von ihnen erwartet. Selbst in der kleinsten Nebenrolle stolpert man noch über eine bekannte Stimme. Was allerdings etwas seltsam anmutet ist, dass ich mich nicht recht des Gefühls erwehren kann, dass die Sprecher bewusst langsam sprechen. Man könnte manchmal gar meinen, die Geschehnisse ereignen sich in Zeitlupe und das zerrt an einigen Stellen doch an den Nerven. Allerdings passt die Sprechart durchaus zum eher langsamen und behäbigen Erzählstil. Wie man es auch dreht und wendet, man kann den Sprechern jedenfalls nicht ihre beachtlichen Leistungen absprechen, denn die werden hier klar geboten.

Musik und Effekte:
Was soll man noch großartig hierzu schreiben? Volker Sassenberg ist einfach ein Tüftler, der seine Audiolandschaften mit unglaublicher Liebe zum Detail erschafft. Auch im vierten Kapitel von „Abseits der Wege“ kann sich seine Art mit dem Prädikat atemberaubend schmücken. Die Sounds und die Musik gehen eine unglaubliche Symbiose ein, so dass man meint Nebelschwaden würden gleich aus den Lautsprecherboxen kriechen und sich im heimischen Wohnzimmer ausbreiten. Beim Kopfhörergenuss meint man sogar wirklich mittendrin zu sein. Hier kann ich wirklich nur sagen: In diesem Punkt wurden und werden alle Ankündigen der Superlative vollends erfüllt.

Fazit:
Quo vadis, „Abseits der Wege“? Das frage ich mich nach dem Genuss dieser Folge immer wieder. Das Tempo, dass man am Ende von Kapitel 3 aufgenommen hatte, kann jedenfalls nicht beibehalten werden und schnell ist man wieder im langsamen Erzählstil gefangen. Rein von der Sprechern und der technischen Umsetzung bekommt man hier ohne Frage Hörspielkunst der allerhöchsten Stufe serviert, doch das kann nicht wirklich über so manche inhaltliche Fragwürdigkeit hinwegtäuschen. Nach dem ersten Drittel hätte ich ganz einfach mehr erwartet. Ein erstes waschechtes Highlight bleibt leider bis zur Stunde aus und somit kann ich für diesen Teil von „Abseits der Wege“ nur 3,5 Sterne vergeben. Man bietet inhaltlich zwar etwas mehr als bei „Unweit“ (Kapitel 1) aber dennoch bleibt es mir inhaltlich alles zu zahm und zu „träge“. Mal sehen, was das fünfte Kapitel bringt.



lord gösel