2114 (1)
Der Anschlag




Inhalt:
Jake Wood ist selbstständiger Kurierflieger. Noch vor wenigen Jahren arbeitete er als Security-Angestellter für die GTIC, den mittlerweile mächtigsten Konzern der Welt. Als auf einer Gala im Senate-Building eine Bombe zahlreiche hochrangige Politiker in den Tod reißt und Jake nicht nur als Erster vor Ort ist, sondern auch noch die Zündungseinheit der Bombe bei sich trägt, gerät er ins Visier seiner ehemaligen Kollegen. Ihm gelingt die Flucht, und zusammen mit Simon - seinem besten Freund und Technikexperten - und Senator Whigfield macht er sich im Untergrund auf die Jagd nach der Wahrheit ... während die halbe Welt Jagd auf ihn macht!

Story:
Nach dem der Hörplanet sich im letzten Jahr mehr oder weniger ausschließlich auf die Produktion seiner Erfolgsserie „Lady Bedfort“ konzentrierte, will man im Jahr 2008 mit einigen neuen Serien die Hörerschaft überzeugen. Den Beginn macht „2114“ und hier betritt man das Genre „Science-Fiction-Thriller“. Gemeinsam mit Sami Salamé hat Dennis Rohling die erste Episode dieser Serie, eben „Der Anschlag“ geschrieben. Den Hörer erwartet eine eher düstere Vision der Zukunft. Hier hat der Staat quasi Kontrolle über alles und der Einfluss großer Firmen scheint stündlich zu wachsen. Doch scheinbar reicht der GTIC ihr Einfluss noch nicht und man geht sehr unfreundliche Wege. Die Zutaten sind für Science-Fiction sicherlich nicht unbedingt neu, aber dennoch vermag diese erste Episode es, den Hörer in ihren Bann zu schlagen. Gekonnt schafft man es die Hauptcharaktere der Serie vorzustellen ohne sich dabei in allzu langen Erzählungen zu verlieren. Und … hat der Titelgebende Anschlag erst einmal stattgefunden, dann fährt man ein hohes Tempo auf und lässt dem Hörer nur wenig Zeit zum Verschnaufen. Action und Spannung wechseln sich hier ab, so dass die 55 Minuten dieses Hörspiels wie im Fluge vergehen. Ziemlich böse gestaltet sich indes das Ende. Mitten in der Handlung bricht diese Episode ab und man kann nur hoffen, dass weitere Folgen nicht nur in Planung sind (wie es in Internet zu lesen ist), sondern auch wirklich produziert werden.

Sprecher:
Mit 19 Rollen ist die Cast für die Verhältnisse des Hörplaneten schon nahezu gigantisch. Man erinnere sich: Bei der ersten Lady Bedfort-Folge gab es grade mal 5 Sprecher. Masse ist nun bekanntlich nicht immer auch gleich Klasse, doch wenn man sich die Namen der beteiligten Sprecher durchliest, so bekommt man schon eine Vorstellung von dem, was einen hier erwartet. Allerdings ist es auch ein wenig der Effekt: Ahh … die üblichen Verdächtigen. Angesichts solcher Namen wie Helmut Krauss, Santiago Ziesmer, Robert Missler, Norbert Gescher, Jürgen Thormann, Dietmar Wunder oder Tanja Dohse ist das ja aber überaus positiv, wenn da nicht ein kleiner Schönheitsfehler wäre. Santiago Ziesmer ist sicherlich ein mehr als talentierter Sprecher und Schauspieler, aber irgendwie wirkt er auf mich in der Rolle des Jake Wood ein wenig fehlbesetzt. Natürlich sollte man Ziesmer nicht auf seine Synchronarbeit als Ferkel oder Spongebob reduzieren, aber er wirkt auf mich auch nicht ganz wie der Typ, der direkt mit großen Taten zu Werke schreitet, wie es Jake Wood hier eben tut. Als völlige Fehlbesetzung würde ich ihn nun nicht bezeichnen, aber es dauert doch einige Zeit, bis man mit ihm als „Held“ warm geworden ist. Ganz anders zeigt sich das Bild bei Robert Missler, der abermals seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt. Insgesamt betrachtet sind die Sprecherleistungen gut.

Musik und Effekte:
Musikalisch zeigt man sich von einer ganz anderen Seite als bei seiner Referenzserie „Lady Bedfort“. Dies ist aber auch nur logisch und konsequent, denn schließlich spielt die Serie im Jahr 2114 und da wären die klassischen Stücke doch etwas deplaziert. Hier geht es nun etwas rockiger und eher synthesizerlastig zur Sache. Im Großen und Ganzen wird das Geschehen passend und vor allem atmosphärisch untermalt. Lediglich ein- oder zweimal hatte ich das Gefühl, dass die eingespielte Musik ein wenig zu „happy“ klang. Interessant war diesmal natürlich auch die Untermalung mit Geräuschen. Schließlich kann man Soundkulissen aus der Zukunft nicht mit einem Mikrophon an Originalschauplätzen aufnehmen, wie es bei Lady Bedfort oftmals getan wird. Trotz dieses Umstandes wirken alle zu hörenden Geräusche sehr echt und helfen dem Hörer dabei sich die verschiedenen Situationen und auch die Welt im Allgemeinen vorzustellen. Hier hat man wie eh und je seine Hausaufgaben sorgfältig erledigt.

Fazit:
Die Serie „2114“ könnte sehr interessant werden, denn die erste Episode „Der Anschlag“ hinterlässt nach dem Hören einen überaus ordentlichen Eindruck. Inhaltlich schafft man es die Charaktere einzuführen und dennoch die Geschichte in einem ordentlichen Tempo voranzutreiben. Auf der Seite der Sprecher ist ebenfalls alles gut gelungen, wenn ich auch gestehen muss, dass ich mit Santiago Ziesmer als Jake Wood hier und da meine Probleme hatte. Abgerundet wird das recht positive Gesamtbild von der technischen Umsetzung der Produktion: Die Geräusche und Effekte sind gut ausgewählt und eingemischt und helfen dem Kopfkino des Hörers auf die Sprünge und bei der Musik liegt man auch fast immer richtig. Es bleibt zu hoffen, dass schnell Episode 2 erscheint, denn das Ende dieses Debüts ist überaus fies. Also … wer Thriller vor einem Science-Fiction-Hintergrund mag, der sollte hier unbedingt mal ein Ohr riskieren. Alles in allem eine GUTE Produktion und eine Serie, bei der man hoffentlich noch einiges erwarten kann.



lord gösel